Herbert Hindringers Lesung am Mittwoch hat mich enorm beeindruckt. Die Lesung fand im Säulenkeller im Haus der Patriotischen Gesellschaft von 1765 an der Trostbrücke statt, einem von außen wie innen imposanten, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Der Säulenkeller ist ein geheimnisvoller, konspirativer Ort. Fünfzehn Zuhörerinnen und Zuhörer waren zur Lesung zusammengekommen, der Raum war damit gut gefüllt, und ich fühlte mich wie das Mitglied einer frühchristlichen Sekte. Zu Beginn las Herbert zwei Texte aus seinem 2016 unter dem Pseudonym Uwe Uns veröffentlichten Buch »111 Gründe, Hamburg zu hassen«, danach begann der ernste Teil mit kürzerer, absurder Prosa und großartigen, noch unveröffentlichten Gedichten. Es ging um Ängste, Trauer und den Abschied von den Eltern. Dazwischen las Herbert seelenverwandte Gedichte von anderen Lyrikern vor: Mirko Bonné, Hendrik Rost, Thomas Brasch u.a. Moderiert und organisiert wird die Reihe »Neue Literatur im Rathaus«, die seit 2019 an diesem Ort stattfindet, von Peter Engel. Die nächste (übrigens kostenlose) Veranstaltung findet am 8. November 2023 statt, um 19 Uhr stellt die Schriftstellerin Sigrid Behrens dann dort ihren Roman »Gute Menschen« vor. Herbert Hindringers letzter Band mit Gedichten erschien 2011: Es wird Zeit für eine neue Lyrikveröffentlichung dieses erstrangigen Dichters.