Als Vorbereitung auf das Konzert lese ich im Hotelzimmer einen Artikel über die Wanderungen des Sängers durch Europa. Art Garfunkel hat immer ein Buch dabei, lautet die Unterschrift eines Bildes. Das Foto zeigt eine Tischplatte mit seinem Strohhut, seiner Brille und einem Buch: »Dear Life« von Alice Munro.
Öffentlicher Dienst: Art Garfunkel
Um Viertel nach acht werde ich wach. Ich stehe auf, ziehe mich an und verlasse das Hotel. Der Tag ist sonnig und klar. Ich laufe die Steward Street hoch, an der Ampelkreuzung kommt mir ein Mann in grauer Jogginghose entgegen. Ich gehe in ein Frühstücksrestaurant und setze mich an den freien Tisch am Fenster. Die Serviererin kommt, räumt die überflüssigen Bestecke ab, schüttet mir Kaffee in den Becher und nennt mich Honey. Vom Büffet hole ich mir Toast und Rührei. Der Laden füllt sich. Fast alle Tische sind besetzt und die Schlange vor dem Buffet wird immer länger. Die Servierin schenkt mir Kaffee nach. Aus dem Fenster sehe ich das Arcade-Spiele-Center. Ich stehe auf, zahle an der Kasse und verlasse das Frühstücksrestaurant. Zwei Pärchen nähern sich dem Eingang der FUN ZONE, die noch nicht auf hat, und rütteln enttäuscht an der geschlossenen Tür.
An der Kreuzung höre ich Möwenschreie und Dancing Queen. Die Straßen sind breit und leer. Am Parkplatz wirbt eine riesige Werbung für Marineland mit drei hüpfenden Orkas. Ich gehe zurück ins Hotel durch die sauberen Straßen. In den Fluren stehen Wäschekörbe und Putzfrauen reinigen die Zimmer. Ich nehme meine Tasche und verlasse das Zimmer. Das ihop-Restaurant neben der Lobby ist voll mit Gästen. Ich laufe zum Bahnhof, kaufe eine Cola im Minimarkt, gehe in den Casinopark und betrachte die Fälle. Dann gehe ich zur Bushaltestelle. Als ich am Bussteig ankomme, fährt der Bus vor. Eine Frau schiebt ihren Koffer zur Ladeklappe, ich steige als erster ein und setze mich hinten in den Bus auf den selben Sitzplatz wie am Vortag. Wir fahren los. Drei Frauen sitzen einzeln in den Reihen vor mir. Ich setze meine Kopfhörer auf und höre Musik. Heaven holds a place for those who pray. Hey, hey, hey.
Epilog zur Erzählung »Art Garfunkel«, erstveröffentlicht in Metamorphosen 12 (2016). Zur Genius-Fassung des Textes: artniagarafalls.tumblr.com